Wer an die deutsche Industrie denkt, denkt vor allem an die Automobilbranche. Kaum ein deutsches Gut ist im Ausland so bekannt und sorgt für so viel Nationalstolz wie BMW und Mercedes Benz – mal abgesehen vom deutschen Bier.
Man könnte fast meinen, dass 90 Prozent des BIPs auf Autos zurückgehen. Und doch gibt es Handelszweige in Deutschland, die sich in den letzten Jahren rasant entwickelt haben oder vielversprechende Ansätze zeigen. Dieser Artikel stellt ein paar von ihnen vor.
Res publica sana: Das Gesundheitswesen
Das Gesundheitswesen boomt: Das liegt zum einen daran, dass dank medizinischer Fortschritte Menschen heutzutage weitaus präziser behandelt werden können. Zum anderen steigt aber die durchschnittliche Lebenserwartung stetig an und führt dazu, dass immer mehr alte Menschen auf Pflege angewiesen sind. Wer den Markt in den letzten Jahren beobachtet hat, der hat erkannt, dass hier hohes Potential für Arbeitsplätze, aber auch für sonstiges wirtschaftliches Wachstum besteht.
Hier wird auch die Pharmaindustrie mit eingerechnet – eine Industrie, die in dem Maße an Bedeutung gewinnt, in dem Menschen sich möglichst schnelle Heilung durch ein Präparat versprechen. Auch an den Universitäten ist abzulesen, dass das Wachstum im Gesundheitswesen zunächst einmal nicht abreißen wird: Immer mehr Studenten entscheiden sich für ein Studium der Medizin, Pharmazie oder sogar Pflege. Knapp 11 Prozent der deutschen Bevölkerung sind bereits in irgendeiner Form im Gesundheitswesen aktiv.
Glücksspiel: Kontrovers und lukrativ
Halbgötter in Weiß sucht man in der nächsten Branche vergeblich. Sie hat sogar bisweilen mit einem schlechten Image zu kämpfen. Dabei ist die Glücksspielbranche durchaus wertvoll für die deutsche Wirtschaft. Während landbasierte Casinos es in den letzten Jahren schwer hatten und beispielsweise mit einer ausgesprochen homogenen Klientel kämpften, bringen Online Casinos heute frischen Wind in die Bude. Sie treffen den Nerv der Zeit – digital vernetzt, immer aktuell – und locken somit auch junge Nutzer an, die ihre Freizeit vielleicht nicht unbedingt in der Spielhalle im Bahnhofsviertel verbracht hätten.
Die Aufmachung der Online Casinos ist hip und modern: Hier kann man Slots spielen, an Live-Blackjack oder Poker teilnehmen oder seine Hoffnung auf das Roulette-Rad setzen. Viele Online Casinos bieten ihren Gästen attraktive Boni – zum Einstieg, aber auch während des Spiels, wie etwa Free Spins. Technische Kniffe wie Glücksspiel-Apps führen dazu, dass Nutzern das Spiel zu jeder gewünschten Zeit zugänglich ist. Der einzige Faktor, der das Wachstum der Glücksspielbranche bremsen könnte, sind die staatlichen Regulierungen, mit denen man Casinos ein Korsett zu schnüren versucht.
eSports: Virtuelle Wettkämpfe
Während einige sich noch über die Genauigkeit des Namens streiten, haben andere hierin bereits eine wahre Goldgrube entdeckt: eSports sind ein Feld, das in den vergangenen Jahren bereits stark gewachsen ist – und in den nächsten Jahren verstärkt durchbrechen könnte. Einen gesicherten Arbeitsplatz bedeutet das nicht nur für die eAthleten selbst: Um das Feld baut sich langsam, aber sicher eine millionenschwere Industrie auf, die mit der analogen Sportindustrie zu vergleichen ist. Das spannende daran: So gut vernetzt wie die eSports-Wettkämpfe ist kaum ein anderes sportliches Spektakel. Aus dem Internet geboren gehört es untrennbar zur größten Plattform der Welt.
Die Zahlen sind beeindruckend: In Deutschland spielten 2017 die virtuellen Wettkämpfe ca. 51 Millionen ein – und Deutschland ist noch ein vergleichsweise schwaches Land. Nationen wie Korea hypen ihre eSportler bereits zu regelrechten Weltstars – in diesen Ländern ist der Beitrag der Industrie zum BIP vermutlich um einiges höher.
Die goldene Zeit der Automobilindustrie ist also vorbei – die Zukunft gehört nun virtuellen Branchen sowie dem Gesundheitswesen, das in heutigen Zeiten immer stärker an Bedeutung gewinnt. Spannend bleibt nun zu sehen, welche dieser drei Branchen das Rennen macht – und den größten Einfluss auf die deutsche Wirtschaft ausüben wird.
Quelle: finanz-sektor.de Bildquelle: Rainer Sturm - Pixelio.de