Die Anforderungen an Ausbildungsbewerber sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen, der Konkurrenzkampf um jeden der begehrten Ausbildungsplätze ist sehr hart geworden. Haben Hauptschulabsolventen überhaupt noch eine Chance, einen qualifizierten Beruf zu erlernen?

Zweigeteilter Ausbildungsmarkt

Die erhöhten Anforderungen der Betriebe haben tatsächlich de facto einen zweigeteilten Ausbildungsmarkt zulasten der Hauptschüler entstehen lassen. Wer zum Beispiel Bankkaufmann oder Chemielaborant werden will, für den ist dieses Berufsziel ohne Abitur oder zumindest mittlere Reife kaum erreichbar. Es gibt einfach genug Bewerber mit diesen höheren Abschlüssen – Hauptschüler haben da von vornherein schlechte Karten.

Doch es gibt auch genügend Firmen, die Hauptschulabsolventen ganz unvoreingenommen entgegentreten. Ein Beispiel dafür sind die Ergo Direkt Versicherungen. Das Unternehmen aus Fürth gibt Hauptschülern die gleichen Chancen auf einen Ausbildungsplatz wie Bewerbern mit einem anderen Abschluss. Vorstandsvorsitzender Peter M. Endres: “Hauptschulen werden generell unterschätzt. Dort wird sehr gute Arbeit geleistet. Es bedeutet auf keinen Fall das Ende der Karriere, wenn ein Kind die Hauptschule besucht.”

Der persönliche Eindruck zählt

Letztendlich, so Peter M. Endres, entscheide der gute persönliche Eindruck, ob jemand in die engere Auswahl für einen Ausbildungsplatz komme. “Soziale Kompetenzen wie Zuverlässigkeit, Motivation, Disziplin, Leistungsbereitschaft und Höflichkeit spielen eine große Rolle. In diesen Bereichen gibt es häufig Nachholbedarf. Und dafür ist es unerheblich, welchen Schulabschluss ein Bewerber hat.” Der Chef des Fürther Direktversicherers verweist darauf, dass viele Hauptschüler Talente haben, die man auf den ersten Blick und am Zeugnis nicht unbedingt erkennen kann. “Diese Talente können aber sehr wertvoll für unser Unternehmen sein.”

Jetzt wird's spannend: Die Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz sind verschickt, wer lädt wohl zum Vorstellungsgespräch ein? (Foto: djd/Ergo Direkt Versicherungen)

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Gesundes Selbstbewusstsein ist Trumpf beim Vorstellungsgespräch

Kommt es dann – ganz unabhängig vom Schulabschluss – zum Vorstellungsgespräch, wird vor allem auf ein selbstbewusstes Auftreten großer Wert gelegt. Peter M. Endres: “Allerdings geben wir Bewerbern immer auch die Chance, eine anfängliche Scheu zu überwinden und danach zu einem offenen Gespräch zu finden.” Der Chef des Fürther Direktversicherers ergänzt: “Wenn jemand mit einem charmanten Lächeln sagt ‘Ich bin aber aufgeregt!’, finde ich das völlig in Ordnung. Denn es ist doch normal, dass man in einer solchen Situation etwas nervös ist.”

Besonders interessiert sind Unternehmen an der Selbsteinschätzung ihrer zukünftigen Auszubildenden. Eine beliebte Frage ist zum Beispiel: Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen? Gut ist, wenn der Bewerber Stärken und Schwächen nennt, die zu dem angestrebten Job passen. Peter M. Endres: “Mit Aussagen wie ‘Ich kann nicht malen’ oder ‘Ich wäre gerne etwas sportlicher’ kann ein angehender Versicherungskaufmann nicht viel falsch machen. Viel wichtiger aber ist, dass die Antworten authentisch und nicht irgendwie auswendig gelernt rüberkommen.”

Über den künftigen Arbeitgeber informieren

Egal welche Branche, ob Großkonzern oder kleiner Handwerksbetrieb: Wer einen Ausbildungsplatz sucht, von dem wird erwartet, dass er sich über seinen zukünftigen Arbeitgeber informiert hat. Peter M. Endres: “Bewerber sollten sich mit unserem Unternehmen beschäftigt haben. Außerdem sollten sie eine klare Vorstellung von den zu erwartenden Tätigkeiten haben.”