Nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, steckt Deutschland inmitten eines umfangreichen Strukturwandels: “Es gibt einen Wandel von langen Berufskarrieren bei einer Firma, von gut bezahlten Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe in Vollzeit, hin zu niedriger bezahlten Jobs im Dienstleistungsgewerbe, von Vollzeit zu Teilzeit.” Die Wirtschaftskrise habe diese Veränderungen verstärkt, betonte der Chef der Bundesagentur. Arbeitnehmer müssten sich darauf einstellen, drei- oder viermal im Leben den Beruf zu wechseln. Notwendig sei nicht nur Flexibilität, sondern auch Mobilität.

Geduld und eine gute Bewerbungsstrategie

Doch Panik ist auch in Krisenzeiten der falsche Begleiter. Ausdauer ist nötig und gegebenenfalls eine Verbesserung der Bewerbungsstrategie. Das gilt vor allem für Berufsanfänger, wie beispielsweise Hochschulabsolventen. Ein wichtiges Stichwort ist hier die Selbstvermarktung. Je mehr Bewerber sich auf dem kleiner werdenden Stellenmarkt tummeln, desto wichtiger wird die eigene Kreativität, um sich aus der Masse hervorzutun. Neben kreativen Bewerbungsmaßnahmen – wie der Nutzung sozialer Netzwerke von Twitter bis Facebook – zählen aber nicht zuletzt auch die Faktoren Geduld und Fleiß. Zudem müssen vor allem Nachwuchskräfte von überhöhten Gehaltsvorstellungen Abstand nehmen. Auch das Ziel, sofort den Traumjob zu finden, ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch unwahrscheinlicher geworden.

Einstiegschancen in der Zeitarbeit

Für immer mehr Akademiker erweist sich stattdessen die Zeitarbeit als hilfreiche Brücke, um den Weg ins Berufsleben zu finden. Die Zeiten, als diese Beschäftigten nur Ungelernte und Geringverdiener waren, sind längst vorbei. Statt Zeitarbeiter als Puffer bei saisonalen Engpässen einzusetzen, arbeiten immer mehr Unternehmen fest mit den entsprechenden Anbietern zusammen. Besonders hochqualifizierte Mitarbeiter – vom Juristen über den Ingenieur und Betriebswirtschaftler bis hin zum Mediziner – setzen die Firmen mittlerweile mehrere Jahre hintereinander für Projekte ein.

(Foto: djd/jobs in time holding)

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Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Lünendonk verfügt inzwischen etwa jeder sechste Arbeitnehmer, der von einem der Top-15-Zeitarbeitsunternehmen vermittelt wird, über ein Hochschulstudium. Zeitarbeit ist für Hochqualifizierte die Alternative zu Karrieren, die aus endlosen Ketten von Praktika bestehen. Dort sammeln sie zwar Erfahrungen, müssen sich aber mit einer niedrigen Aufwandsentschädigung zufriedengeben. Von Zeitarbeits-Jobs versprechen sie sich hingegen einen schnelleren Griff nach Positionen mit höherer Verantwortung.

Sich selbst treu bleiben – auch in der Krise

Egal ob es sich um den frischgebackenen Akademiker oder die Hausfrau handelt, die nach der Kinderpause zurück in den Job möchte: Die Suche nach der passenden Stelle kann sich heute einige Monate hinziehen. In dieser Zeit sollte man sich nach Möglichkeit weiterqualifizieren und sich erkundigen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten in dem jeweiligen Berufsfeld konkret verlangt werden. Vor allem aber sollten sich Bewerber auch in der Krise treu bleiben und nur dort einen Job suchen, wo die eigenen Neigungen und Talente liegen – denn nur dort ist man richtig gut.